Fahrräder für Menschen mit Behinderungen

Wir alle erfreuen uns doch gerne und nahezu jederzeit an der Schönheit der Natur und können sie auf vielfältige Weise genießen.

Wir brauchen frische Luft und den Blick in die sattgrüne Weite für unser seelisches und körperliches Wohlbefinden. Je öfter wir uns dies gönnen, umso besser mag es uns gehen. Selbst wenn wir nur selten die Zeit dafür finden, können wir beispielsweise an einem entspannenden Sonntag Nachmittag mit einigen Stunden in der Natur für einen guten Start in die neue Arbeitswoche auftanken.

Vielleicht ist bei dir inzwischen aber alles anders, zum Beispiel komplizierter.

Vielleicht erinnerst du dich gerade in diesem Moment an jene unbeschwerte, vergangene Zeit, in der du spontan kleine Ausflüge unternehmen und dich kurzerhand in den Sattel schwingen konntest. Die Selbstverständlichkeit von einst ließ dich im Glauben, es würde für immer so bleiben, doch nun ist alles anders …

Das Alter, Krankheiten, ein schwerer Unfall, genetische Dispositionen … die Liste der Gründe für mögliche Einschränkungen lässt bereits vermuten, was uns am Ausüben unseres geliebten Hobbys in die Quere kommen könnte. Darunter fallen Sehschwäche, künstliche Gelenke, starke Rückenschmerzen und noch weit Schwerwiegenderes.

Vermutlich bist du von einem dieser Handycaps betroffen. Doch sicher bist du nicht auf diesen Artikel gestoßen, weil du bestätigt haben möchtest, was nicht mehr geht, oder?

Deshalb bist du hier genau richtig: Tolle Möglichkeiten auch für knifflige Situationen sind für dich, wie auch für unsere Verwandten und Freunde, zu Hauf vorhanden. Es sind schließlich weit mehr Personen von kleinen und großen Einschränkungen betroffen, als man erahnen mag. Gerade auch als Betroffener mit dem Long-Covid-Syndrom, kommt womöglich ausschließlich noch ein E-Bike infrage, damit einem nie die Puste ausgeht und man seine Lungenfunktion nach und nach, auf sanftem Wege wieder steigern kann.

Wir zeigen dir gerne, wie grandios und vor allem vielfältig sich die Fahrradindustrie auf Menschen mit Behinderungen eingestellt hat. Schließlich sind Entwickler sowie die Betroffenen selbst auch Schwestern, Brüder, Mütter, Väter, Freude und Kinder …

Ganz bestimmt wirst du im Anschluss an diesen Überblick über deine Möglichkeiten – das hoffen wir – ein Lächeln im Gesicht haben und bereits Pläne zu einer Fahrradtour schmieden.

Abhilfe bei kleinen und großen Sorgen

Geht dir schnell die Puste aus? Hast du Probleme mit deiner Lunge, deinem Herzen oder deinem Kreislauf? Sofern aus ärztlicher Sicht keine Bedenken bestehen, sind E-Bikes oder Reha-Fahrräder die perfekte Wahl schlechthin. Sie unterstützen dich, genau wie du es brauchst. Ihre leistungsstarken Akkus gibt es in etlichen Variationen, damit du auf jeden Fall jede Steigung bezwingen und bei jeder Tour mit deinen Freunden mithalten kannst. Zusätzliche Raffinessen, wie beispielsweise eine Bluetooth-Verbindung, bieten dir weitere Annehmlichkeiten.

Das Tandem – Gemeinsam fährt man besser!

Einige Möglichkeiten hat man womöglich zunächst einmal gar nicht auf dem Schirm. Das Tandem beispielsweise ist dir evtl. in einer eher lustigen Erinnerung geblieben. Man kennt Bilderwitze, auf denen einer strampelt und sich der Mitfahrer auf dem hinteren Platz cocktail-schlürfend durch die Gegend kutschieren lässt. Doch hast du schon mal daran gedacht, dass Tandemfahren die Idee schlechthin für Menschen mit starker Sehschwäche ist?

Photo by Adolfo Félix on Unsplash
Photo by Adolfo Félix on Unsplash

Wenn die Augen nicht mehr so mitmachen, dann schwinge dich mit deinem Radelkumpanen oder deiner Bike-Freundin auf ein Tandem. So lässt es sich wunderbar unterhalten, während einem der Wind durch die Haare streicht und man die Sonne auf seiner Haut spürt. So eine gemeinsame Tour macht auch mit Sehproblemen viel Freude und lässt Handicaps ein ganzes Stück schrumpfen. Ein Tandem kommt auch für all jene infrage, die sich unsicher auf dem Fahrrad fühlen oder aufgrund von Störungen des Bewegungszentrums eingeschränkt sind. Dazu können erworbene sowie angeborene Hürden zählen, aber auch psychische sowie rein emotionale Unsicherheiten.

Die Vorteile beim Tandem liegen auf der Hand. Zum Beispiel kannst du dich über eine niedrige Einstiegshöhe und hohe Leichtläufigkeit beim Treten freuen. Du hast die Möglichkeit, selbst einzustellen, auf welche Weise du oder dein Beifahrer mitfährt. Mittels der Leerlaufnabe kann über den Hauptlenker das Mittreten des Beifahrers beeinflusst werden. Dabei kann generell auch eingestellt werden, ob ein Mittreten überhaupt möglich ist bzw. es unabhängig von den Tretbewegungen des Vordermannes vonstatten gehen soll. Tandems sind auch mit Motor-Unterstützung erhältlich.

Der Clou: Dir stehen selbst Modelle zur Verfügung, wobei zwei Personen nebeneinander sitzen und in ihre Tandem-Pedale treten können. So kannst du dich auf entspannte und unterhaltsame Tour-Erlebnisse freuen!

DREIRÄDER

Wer wegen Gleichgewichtsstörungen, Multipler Sklerose, Spastiken, Muskelerkrankungen, fehlenden oder verkürzten Gliedmaßen et cetera eingeschränkt ist, mag gerne auf ein Dreirad zurückgreifen. Auch Personen mit Gelenk-Implantaten nutzen sie, um ihre Muskeln zu stärken und wieder zu ihrer alten Form zurückzufinden.

Frisch-Operierte sollten es dabei unbedingt langsam angehen lassen. Die allseits beliebten Trikes mit Motor-Unterstützung sind ideal, um wieder fit zu werden. Dank ihres niedrigen Einstiegs und ihres einfachen Handlings startest du mit ihnen sicher und bestmöglich durch.

Unterschieden wird neben der Standartvariante zwischen diversen Sitzpositionen und Einstiegen sowie verschiedenen Schwerpunkten. Außerdem kannst du wählen, ob du mit oder ohne elektrischer Unterstützung fahren möchtest.

Die Doppelbereifung gibt es – wie beim Standardmodell – hinten, aber auch vorne. Letzteres erschwert allerdings die Wendigkeit.

LIEGEN FÜR DEN RÜCKEN

Diese Art der Fortbewegung bietet ungemein viele Vorteile, insbesondere, wenn du Gleichgewichtsprobleme oder anderweitige Schwierigkeiten hast. Wie die Überschrift bereits erkennen lässt, entlasten Liegeräder die Wirbelsäule, sowie die Nacken- und Schulterpartie. Auch deine Bandscheiben werden es dir danken. Im Gegensatz zu konventionellen Fahrrädern müssen deine Handgelenke, Arme und Hände/Finger arge Stöße nicht abfangen.

Lediglich bergauf mag es aufgrund der Sitzposition anstrengender für deine Beine sein, doch die Vorteile nebst den Möglichkeiten, schmerzfrei fit zu bleiben, sprechen beim oben genannten Krankheitsbild für ein Liegerad.

Achte hier insbesondere auf einen ergonomisch geformten Sitz mit Vollfederung, guter Belüftung und einer komfortablen Kopfstütze, die deine Halswirbel schont. So schaust du selbst nach Stunden noch entspannt auf die Straße. Diese kippsichere Fahrrad-Variante ermöglicht dir auch langsames Treten und ein entspanntes Anhalten und Losfahren. Zusätzlich kannst du dir mit einem Elektroantrieb etwas Gutes tun.

HANDBIKES UND ANDERE SPEZIALISTEN

Quält dich eine starke Arthrose, bist du kleinwüchsig oder möchtest du trotz Amputation oder Querschnittslähmung Fahrradfahren? Oder möchtest du einer drohenden Behinderung vorbeugen? Auch da gibt es vielversprechende Möglichkeiten.

Speziell konstruierte Fahrräder oder Fahrradanbausätze, die an Rollstühlen montiert werden können, ermöglichen dir entspannende Touren und das Genießen der Natur im Sattel. Bei Handbikes kurbelst du mit den Händen statt in die Pedale zu treten. Die Vorteile der Sitzposition sind mit jenen der typischen Dreirädern vergleichbar. Ein Nachteil ist der mangelnde Überblick über die Verkehrssituation, weshalb mit diesen Fahrrädern hochfrequentierte Verkehrssituationen zu umgehend sind. Besser sind Radeltouren im Grünen.

Besorgt bist du eventuell über die Kosten eines Spezial-Fahrrads. Setze dich dazu mit deiner Krankenkasse in Verbindung und kümmere dich um eine Verordnung durch den entsprechenden Vertragsarzt. Zusätzlich kann dir ein Blick in die Liste der Therapiedreiräder vom GKV Spitzenverband sowie jene bezüglich der Hilfsmittelverordnung und Kostenübernahme weiterhelfen. Außerdem ist eventuell ein gebrauchtes Bike eine gute Idee, da neue Spezialanfertigungen bis zu 10 000 Euro kosten können. In der Regel musst du mit durchschnittlich bis zu 5000 Euro rechnen.

RAFFINESSEN FÜR ALLE FÄLLE UND BEDÜRFNISSE

Welche Modifikationen würden dir persönlich bei deiner eingeschränkten Beweglichkeit helfen?

Hast du dich bereits mithilfe eines Kenners schlau gemacht, kannst dich nach dem Durchlesen dieses Berichts jedoch noch nicht entscheiden?

Wenn du noch nicht zu hundert Prozent überzeugt bist, dass es für deine individuellen Herausforderungen eine Lösung gibt, dann vergiss bitte nicht die Kleinigkeiten. Denn jedes Fahrrad oder Dreirad kann umgerüstet werden, und gerade bei erschwertem Beugen und Strecken der Beine können Spezialisten schnell Abhilfe schaffen. In etlichen Fällen bieten sich Kurbelarmverkürzer und/oder Pedalpendel an. Das funktioniert selbst bei sehr ausgeprägten körperlichen Gegebenheiten, und sogar eine Kombination der Modifikationen ist möglich. Hersteller sind im Netz rasch ausfindig zu machen, die sich genau für dich und deine Wünsche stark machen werden.

Alles in allem kann deinem Wunsch nach einer extra Unterstützung sowie mehr Stabilität sicherlich entsprochen werden. Auch für Kinder sind bereits tolle Modelle verfügbar.

GENERELL GILT:

Wer frisch operiert wurde, aus der Reha kommt und angeschlagen ist, sollte vor Entscheidungen zum Thema Sport immer mit seinem Arzt absprechen, was für seinen individuellen Fall am besten ist, beziehungsweise ob seine Pläne und eventuelle ehrgeizigen Ideen umsetzbar sind. Erst mit dem grünen Licht deines Arztes befindest du dich auf sicherem Terrain und kannst dir eines guten Ergebnisses sicher sein. Du wirst dann nur noch einige wenige Punkte beachten müssen, nämlich:

  • Beachte die Trainingspause! Bei frisch eingesetzten Prothesen ist zu beachten, dass es einer gewissen Zeit bedarf, ehe man sportlich wieder aktiv werden kann. Über den Daumen gepeilt kann man grob sagen, dass etwa sechs Wochen nötig sind, ehe die Prothese voll belastet werden kann.
  • Während deiner Sportpause solltest du nur leichte Bewegungen ausführen.
  • Versuche möglichst regelmäßig, dafür jedoch nur kleine Trainingseinheiten zu realisieren. Überfordere dich dabei nie und nimm Rücksicht auf Anzeichen deines Körpers. Wenn etwas schmerzt oder du dich unwohl fühlst, halte inne und überprüfe die Ursache. Breche lieber zu früh als zu spät ab.
  • Halte dich stets an den Rat des Arztes. Wenn er dir empfiehlt, 30 Minuten dreimal die Woche zu trainieren, mache nicht mehr draus und beobachte die Entwicklung deiner Konstitution. Mach dir gegebenenfalls Notizen.
  • Sollten in Ruhe oder während der Bewegung Schmerzen auftreten, sei den Signalen deines Körpers gegenüber nicht ignorant, sondern kontaktiere deinen Arzt.
  • Nach der Sportpause sind keinesfalls wilde Touren querfeldein zu empfehlen. Heftige Erschütterungen oder Stürze machen jedes gute Operationsergebnis zunichte.
  • Achte auf eine gute Einstellung beim Sattel. Die richtige Sitzposition ist bei sämtlichen Fahrradtypen maßgeblich für das Wohlfühlen und einen zufriedenstellenden Trainingserfolg.
  • Stelle sicher, dass du immer mit beiden Füßen den Boden beim Anhalten erreichen kannst.
  • Nutze den Motor, sollte der Kraftaufwand bei Anstiegen zu groß werden. Überfordere dich nicht!

Ganz gleich, für welchen Fahrradtyp du dich entscheidest: Jedes Fahrrad benötigt regelmäßige Wartungen und eine gute Pflege. Erst mit Helm und dem Beachten der gängigen Sicherheitsbestimmungen, kannst du sicher unterwegs sein.

Da bei den Liegefahrrädern beispielsweise deine Sicht nicht so weit reichen wird, wie bei konventionellen Fahrrädern oder Tandems, empfehlen wir dir damit Touren über Land und weniger im belebten, oftmals unübersichtlichen Straßenverkehr.

Hältst du dich an alle gut gemeinten Ratschläge, wirst du deine Unabhängigkeit und Mobilität dauerhaft genießen können. Du erhältst mit dem Realisieren deiner Wünsche Lebensqualität dazu, kannst vermehrt soziale Kontakte pflegen und dein Selbstbewusstsein stärken. Nur weil dein Körper nicht mehr so mitmacht, gehörst du dennoch dazu!

Freue dich auf gemeinsames Radfahren und genieße das Leben mit seinen vielen Facetten und Möglichkeiten.

Wir wünschen dir eine sichere und rundum gute Fahrt!

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